FALLSTUDIE |PAKISTAN: SEXUELLE GEWALT UND ZWANGSKONVERSION

Am 30. November 2020 wurde in Pakistan eine 24-jährige Christin ermordet, nachdem sie die Avancen eines muslimischen Mannes namens Muhammad Shehzad zurückgewiesen hatte. Sonia Bibi war auf dem Weg zur Arbeit, als sie Berichten zufolge an einer Bushaltestelle in Rawalpindi in den Kopf geschossen wurde. Die Polizei leitete eine Fahndung nach dem mutmaßlichen Mörder ein.^[1]

Sonias Vater Allah Rakha Masih zufolge hatte Muhammad Shehzad die junge Frau in den vorausgehenden vier oder fünf Monaten verfolgt und belästigt – und dies auch, nachdem sie seinen Heiratsantrag abgelehnt hatte. Shehzad wurde beschuldigt, Sonia mit dem Tode gedroht zu haben, wenn sie sich seinen Forderungen widersetzen würde; außerdem hieß es, er habe sie unter Druck gesetzt, zu konvertieren. Shehzads Eltern hätten sogar das Haus von Sonia Bibi aufgesucht, um ihre Eltern zu überzeugen, einer Heirat zuzustimmen, jedoch ohne Erfolg. Masih sagte über seine Familie, dass sie seit Generationen Christen seien und Sonia „eine wahre Christin und stark in ihrem Glauben war und getötet wurde, weil sie ihrem christlichen Glauben folgte.“^[2]

Die Menschenrechtsorganisation „Bewegung für Solidarität und Frieden“ hat ermittelt, dass in Pakistan jedes Jahr bis zu 1.000 christliche und hinduistische Mädchen und junge Frauen zwischen 12 und 25 Jahren von muslimischen Männern entführt werden.^[3] Die Studie, der zufolge in 70 % der Fälle Christinnen betroffen sind, legt allerdings nahe, dass das Ausmaß des Problems „wahrscheinlich weitaus größer ist, da etliche Fälle nie zur Anzeige gebracht werden und nicht die Strafverfolgungs- und Rechtssysteme durchlaufen.“^[4] Viele der betroffenen Mädchen sind Opfer von Vergewaltigung, Zwangsprostitution, Menschenhandel und häuslicher Gewalt.

Zwar gibt es Fälle, in denen es den Familien gelingt, ihre Töchter auf dem Rechtsweg zu befreien; doch häufig entscheiden die Gerichte zugunsten der Entführer. Dieses Schicksal widerfuhr auch der 14-jährigen Maira Shahbaz, deren Ehe mit Mohamad Nakash Tariq im August 2020 vom Obersten Gerichtshof in Lahore bestätigt wurde, obwohl das Mädchen erwiesenermaßen minderjährig war

Im November 2020 ordnete der pakistanische Premierminister Imran Khan eine Untersuchung zu Zwangskonversionen von Frauen und Mädchen aus religiösen Minderheitsgemeinschaften an.

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